Als Bewerbungstrainer und Bewerbungscoach werde ich immer wieder gefagt wie man dies oder jenes im Anschreiben am Besten formuliert. Es gibt natürlich keine Königslösung oder die eine richtige Formulierung, um etwas bestimmtes auszudrücken. Am Besten ist Ihre Bewerbung ein Ausdruck Ihrer Persönlichkeit und so formuliert, dass sie diese wiederspiegelt. Abgedroschene Phrasen und häufig verwendete Formulierungen können sich als kontraproduktiv erweisen.
Dennoch zeige ich hier einige Beispiele für Formulierungen, die sich nicht schlecht anhören. Versuchen Sie diese nicht 1:1 zu übernehmen, sondern sehen Sie sie als Inspiration, um eigene zu erstellen.
Die Einleitung
Der Einleitungssatz ist vermutlich der wichtigste Teil des Anschreibens. Wie in einem Buch oder einem Zeitungsartikel soll er neugierig machen, den Leser dazu bewegen weiter zu lesen und mehr erfahren zu wollen. Für einen Journalisten oder Schriftsteller alltägliche Routine; für den redaktionellen Laien eine Herausforderung.
Entspannen Sie sich! So sehr müssen wir uns nicht hinein steigern.
Der Einleitungssatz, bzw. der erste Absatz des Anschreibens, soll wieder geben, warum Sie sich bewerben und wie Sie auf die Idee gekommen sind, sich bei dieser Firma zu bewerben.
Beispiele:
Sehr geehrte Frau Muster,
- bei der Suche nach einer neuen Tätigkeit, bin ich auf Ihr Stellenangebot bei oberfrankenjobs.de aufmerksam geworden und fühlte mich sofort angesprochen. Da ich die genannten Anforderungen weitestgehend erfülle, bewerbe ich mich um die ausgeschriebene Stelle.
- in Ihrer Anzeige suchen Sie einen handwerklich begabten Schreiner. Als ausgebildeter Zimmermann liegt mir die Arbeit mit Holz und Werkzeugen sehr.
- in Ihrer Stellenanzeige in der Tageszeitungsname vom xx.xx.xxxx suchen Sie eine Bürokraft mit außergewöhnlichen Kommunikationsfähigkeiten. Als gelernte Industriekauffrau mit langjähriger Berufserfahrung verfüge ich über ein hohes Maß an Verhandlungsgeschick und kann auch mit Kunden und Geschäftspartnern aus anderen Kulturkreisen gut umgehen.
- vielen Dank für das freundliche (und informative) Gespräch (mit Ihrer Frau xy). Wie besprochen, bewerbe ich mich um die Stelle als ……
Für Initiativbewerbungen geeignet:
- nachdem ich mich auf Ihrer Internetseite über Ihr Unternehmen informiert habe, steht für mich fest: In dieser Firma möchte ich arbeiten.
- Ihre Firma genießt in der Region einen hervorragenden Ruf, daher bewerbe ich mich initiativ bei Ihnen.
- auf der Suche nach eine neue Tätigkeit ist mir Ihr Unternehmen aufgefallen.
Der Mittelteil
Im zweiten Absatz soll auf die eigenen Fähigkeiten und den Bezug zum Unternehmen, bzw. der angestrebten Tätigkeit eingegangen werden, falls das nicht, wie im zweiten Einleitungssatz oben, bereits erledigt ist. Die eigene Motivation, sowie Hard- und Softskills sind weitere mögliche Inhalte im zweiten Abschnitt.
Beispiele:
- Durch meine langjährige Tätigkeit als …, verfüge ich über viel Erfahrung im Bereich …
- Ich bin in der Lage sowohl selbständig zu arbeiten, als auch mich in ein Team zu integrieren
- Flexibilität, Sorgfalt und Engagement sind für mich selbstverständlich
- Als langjähriger Mitarbeiter im Außendienst habe ich viel Erfahrung im Umgang mit Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern. Für die Position als Kundenbetreuer bin ich daher bestens geeignet.
Tipp: Eigenständiges Arbeiten und Teamfähigkeit gehören trotz der Gegensätzlichkeit zusammen. Nur eine der beiden Eigenschaften ist nicht nützlich. Beides kann als wichtig angesehen werden.
Update 09/2021: Zurzeit weisen Bewerbungsportale darauf hin, dass die Nennung der Teamfähigkeit im Anschreiben jetzt als Tabu gilt. Ob und wie weit sich das schon durchgesetzt hat, weiß ich nicht.
Der Schluss
Im dritten und letzten Absatz der Bewerbung werden Zusatzinformationen verpackt und auf das weitere Vorgehen hingewiesen. Den altbackenen Satz „Einem sofortigen Einstieg steht nichts im Wege“ sollte man vermeiden.
Beispiele:
- Bei meinem aktuellen Arbeitgeber bin ich an einen Kündigungsfrist gebunden, somit kann ich frühestens im Monat … eine Tätigkeit in Ihrem Unternehmen aufnehmen.
- Da ich zur Zeit ohne Beschäftigung bin stehe ich, wenn gewünscht, kurzfristig zur Verfügung.
- Um meine Weiterbildungsmaßnahme zu Ende zu führen, kann ich frühestens im Monat … eine Tätigkeit in Ihrem Unternehmen aufnehmen.
Der endgültige Schluss
Die Freude auf das Vorstellungsgespräch oder die Bereitschaft dazu wird immernoch erwähnt, obwohl es als Selbstverständlichkeit auch weggelassen werden könnte. Doch soweit hat bislang noch niemand gedacht, weder auf Seite der Arbeitgeber noch auf Seite der Bewerber und Bewerbungscoaches. Zu empfehlen ist es daher nicht.
In diesem allerletzten Satz tendieren viele Bewerber dazu, einen der größten Bewerbungsfehler zu begehen: Die Nutzung von Konjunktiven. Hätte, würde, könnte, dürfte, etc.
…würde ich mich freuen mich persönlich vorstellen zu dürfen. – Nein!
Konjunktive nehmen der Aussage des Satzes die Kraft und sollten in der gesamten Bewerbung vermieden werden. Wer Wert auf ordentliche Kommunikation legt, verbannt diese Wortart komplett aus seiner Sprache. Die folgenden Beispiele kommen ohne Konjunktive aus. Manche Coaches und Trainer befinden diese Art von Schlusssatz als zu dominant. Na und: Wenn es zu Ihrer Persönlichkeit passt, dann drücken Sie sich so aus. Nur eben nicht übertreiben.
Beispiele:
- Ich freue mich auf Ihre Einladung zu einem persönlichen Gespräch.
- Für ein persönliches Gespräch stehe ich Ihnen gerne jederzeit zur Verfügung.
- Ich freue mich auf ein persönliches Gespräch.
- Gerne überzeuge ich Sie in einem persönlichen Gespräch von meinen Fähigkeiten.
- Ich freue mich auf die Gelegenheit mich persönlich vorzustellen.
Für Initiativbewerbungen geeignet:
- Art und Umfang meines Einsatzes lässt sich in einem persönlichen Gespräch klären.
Die Grußformel
Verwenden Sie bei der Grußformel auf keinen Fall mehr veraltete Phrasen, wie „Hochachtungsvoll“ oder „verbleibe ich…“. Aktuell schreibt man unter einen Geschäftsbrief und eine Bewerbung „Mit freundlichen Grüßen“, wobei sich das vor Kurzem geändert hat zu „Freundliche Grüße“. Diese neue Variante hat sich noch nicht etabliert und ist auch noch nicht überall angekommen, auch bei vielen Firmen noch nicht. Es wird also kein K.O.-Kriterium sein.
Nicht abkürzen!
„MfG“ – Nein!
Richtig:
Mit freundlichen Grüßen / Freundliche Grüße
Unterschrift
Ihr Name in Druckschrift